Ikonen der Furcht: Der Werwolf

Ikonen der Furcht: Der Werwolf

Einleitung

Unter all den Wesen in Mythos und Popkultur hat mich der Werwolf am meisten fasziniert. Dieser Artikel beleuchtet den Werwolf Mythos und Filme, welche Mensch und Tier, Ordnung und Chaos, Zivilisation und rohe Wildheit vereinen. Gerade diese Spannung macht sie einzigartig. Umso grösser ist oft die Enttäuschung im Kino: Viele Werwolf-Filme verkommen zu Effektfeuerwerken oder plumpem Horror, statt die eigentliche Faszination einzufangen. Mit meiner neuen Kategorie Ikonen der Furcht will ich deshalb beim Werwolf beginnen und genauer hinsehen, was ihn so besonders macht.

Ursprung, Mythen und Religion

König Lykaon von Hendrick Goltzius, 1589
König Lykaon von Hendrick Goltzius, 1589

Die Vorstellung vom Menschen, der sich in einen Wolf verwandelt, ist sehr alt. Schon die Griechen erzählten vom König Lykaon, der in einen Wolf verwandelt wurde, weil er die Götter herausforderte. Hier zeigt sich bereits ein religiöses Muster: die Verwandlung als Strafe für menschliche Hybris. In Griechenland war der Wolf ein Symbol für das Wilde und Chaotische, für das, was ausserhalb der geordneten Welt lauerte.

Auch in anderen heidnischen Traditionen besass der Wolf eine ambivalente Rolle. Germanische und nordische Kulturen kannten die Ulfheðnar, Krieger, die sich in Trance oder durch Rituale die Stärke des Wolfs aneigneten. Hier stand er nicht für das Dämonische, sondern für Kraft, Wildheit und Kriegergeist. Solche Vorstellungen machten deutlich, dass das Tierische im Menschen nicht nur bedrohlich, sondern auch bewundernswert sein konnte.


Mit dem Aufstieg des Christentums änderte sich diese Sichtweise grundlegend. Schon in der Bibel wird der Wolf als Sinnbild des Bösen beschrieben, als reissender Feind in Schafskleidern. Wer sich mit ihm verband, galt als verdorben oder gar vom Teufel besessen. In der Praxis führte das dazu, dass vermeintliche Werwölfe wie Hexen verfolgt und hingerichtet wurden, oft nach den gleichen Ritualen der Inquisition. Im Europa der frühen Neuzeit kam es zu regelrechten Werwolfprozessen, in denen Aussenseiter, Landstreicher oder psychisch Kranke unter Folter Geständnisse ablegten, sie hätten sich in Wölfe verwandelt und Menschen oder Vieh zerrissen.

Neben dieser religiösen Deutung gab es auch medizinische Erklärungsversuche. Die sogenannte Lykanthropie bezeichnete eine psychische Störung, bei der Betroffene glaubten, Wölfe zu sein. Bereits der griechische Arzt Marcellus von Side (2. Jh. n. u. Z.) beschrieb Menschen, die sich für Wölfe hielten, nachts durch Friedhöfe streiften und menschliches Fleisch suchten. Später griffen auch Ärzte der Renaissance dieses Krankheitsbild auf. So unterschied Johannes Weyer im 16. Jh. zwischen echten Werwölfen der Legende und Kranken, die lediglich wahnhaft glaubten, sich zu verwandeln. Auch im 19. Jh. wurde das Phänomen dokumentiert, etwa von Psychiatern wie Jean-Étienne Esquirol, der es als „Monomanie“ einordnete.

Petrus Gonsalvus ca. 1580
Petrus Gonsalvus ca. 1580

Eine andere Wurzel lag in der Hypertrichose, einer seltenen Krankheit, die zu übermässiger Körperbehaarung führte. Betroffene wurden im Volksmund oft als «Wolfsmenschen» bezeichnet. Ein bekanntes Beispiel ist Pedro González, historisch bekannt unter Petrus Gonsalvus (1537–1618) von Teneriffa, der mit seiner ebenfalls stark behaarten Familie am französischen Hof lebte.
Auch mehrere seiner Kinder waren von der Krankheit betroffen, was das Interesse am sogenannten «Wolfsmenschen» noch verstärkte. Seine ungewöhnliche Erscheinung faszinierte Zeitgenossen so sehr, dass sie wahrscheinlich als Inspiration für «Die Schöne und das Biest» diente. Realität und Mythos flossen hier ineinander und verstärkten den Glauben an Wolfsmenschen zusätzlich.

Andere Religionen prägten das Bild weniger stark. Im Judentum finden sich volkstümliche Gestaltwandler, im Islam Dschinn, die Tierformen annehmen können. In Südamerika wiederum verband sich das katholische Erbe mit lokalen Vorstellungen zum Lobisomem, einer Art Werwolfgestalt, die bis heute in brasilianischen Volksmärchen lebendig ist.

Andere Religionen prägten das Bild weniger stark. Im Judentum finden sich volkstümliche Gestaltwandler, im Islam Dschinn, die Tierformen annehmen können, doch kein klarer Werwolf-Mythos. In Südamerika wiederum verband sich das katholische Erbe mit lokalen Vorstellungen zum Lobisomem, einer Art Werwolfgestalt, die bis heute in brasilianischen Volksmärchen lebendig ist.

So zeigt sich, dass die Ursprünge des Werwolfs ohne Religion kaum zu verstehen sind. Je nach Kultur schwankt er zwischen göttlicher Strafe, dämonischer Versuchung und ambivalenter Kraftquelle. Immer aber bleibt er eine Projektionsfläche für das, was den Menschen am meisten beunruhigt: die Grenze zwischen Ordnung und Wildheit.

Der Werwolf als Spiegel unserer Ängste

Die Figur des Werwolfs ist mehr als nur ein Monster. Sie verkörpert den Konflikt zwischen dem menschlichen Bedürfnis nach Ordnung und den ungezähmten Instinkten, die in uns allen schlummern. In der Verwandlung steckt die Angst vor dem Kontrollverlust, vor Gewalt und Blut, aber auch vor Sexualität und anderen Trieben, die in einer strengen Gesellschaft nicht offen gelebt werden durften.

Der Wolf war schon immer ein Symbol für das Wilde und Gefährliche. Wenn sich der Mensch in ihn verwandelt, bricht etwas auf, das in uns selbst verborgen liegt. Das macht den Werwolf zugleich furchteinflössend und faszinierend.

Vom Monster zum Antihelden

Bereits in The Wolf Man (1941) wurde der Werwolf als klassisches Horrorwesen geprägt. Dieser Film gilt bis heute als Urtyp, weil er das Bild des tragischen Mannes im Vollmond festschrieb.

The Wolf Man

Larry Talbot kehrt nach Jahren in sein Heimatdorf in Wales zurück, um die Beziehung zu seinem Vater wiederherzustellen. Als er versucht, eine junge Frau zu retten, wird er von einem Werwolf gebissen. Von da an lastet auf ihm ein Fluch: Er verwandelt sich bei Vollmond selbst in einen Werwolf. Larry kämpft mit Schuld, Angst und der Unmöglichkeit, seinem Schicksal zu entkommen.

Besonderheiten
Jack P. Pierce’s Makeup, einfache Transformation durch Stop-Motion-ähnliche Überblendungen. Das 1941er Original hat den Werwolf-Mythos für das Kino quasi definiert (Silberkugel, Vollmond, Fluch). Diese Regeln wurden später aufgegriffen, variiert oder dekonstruiert.

Einfluss
Fundament des modernen Werwolf-Mythos im Kino. Silber, Vollmond, Fluch durch Biss. Ohne diesen Film gäbe es die heutigen Regeln nicht.
! Ohne diesen Film kein Werwolf-Kino, wie wir es kennen.

  • Regie
    George Waggner
  • Land / Jahr
    USA / 1941
  • Länge
    80 Min
  • Genre
    Body-Horror, Tragische Romanze
  • Hauptbesetzung
    Claude Rains, Warren William, Ralph Bellamy, Bela Lugosi

Später brachte An American Werewolf in London (1981) eine neue Dimension hinein, indem er Horror und schwarzen Humor verband und mit einer der eindrucksvollsten Verwandlungsszenen Filmgeschichte schrieb.

An American Werewolf in London

Zwei amerikanische Rucksacktouristen, David und Jack, werden in England von einem Werwolf angegriffen. Jack stirbt, David überlebt, ist aber nun selbst verflucht. Während er sich in London aufhält, wird er von den geisterhaften Erscheinungen seines Freundes und anderer Opfer verfolgt, die ihn auffordern, seinem Leben ein Ende zu setzen, um den Fluch zu brechen. Bei Vollmond verwandelt er sich schliesslich in einen Werwolf und richtet ein Blutbad an.

Besonderheiten
Erste Werwolf-Verwandlung mit preisgekrönter, expliziter Spezialeffekt-Technik (Rick Baker gewann den ersten jemals verliehenen Oscar für Best Makeup).

Einfluss
Revolution der Effekte und Tonalität. Rick Bakers Transformation prägte den Body Horror und setzte neue Massstäbe für praktische Effekte.
! Der wichtigste moderne Werwolf-Film.

  • Regie
    John Landis
  • Land / Jahr
    USA / 1981
  • Länge
    97 Min
  • Genre
    Body-Horror, Folk-Horror, Schwarze Komödie
  • Hauptbesetzung
    David Naughton, Griffin Dunne, Jenny Agutter, John Woodvine

Auch Ginger Snaps (2000) ist entscheidend. Der Film deutet die Verwandlung als Metapher für weibliche Pubertät und Sexualität und wurde rasch zum Kultklassiker.

Ginger Snaps

Die unzertrennlichen Schwestern Ginger und Brigitte sind Aussenseiterinnen an ihrer Schule. Als Ginger in der Nähe eines Waldes von einer Bestie angefallen wird, beginnt sie, körperliche und seelische Veränderungen durchzumachen. Was zunächst wie Pubertät und Erwachen der Sexualität wirkt, entpuppt sich als etwas weitaus Düstereres. Während Ginger immer stärker von unheimlichen Kräften ergriffen wird, versucht Brigitte verzweifelt, ihre Schwester zu retten und den Fluch aufzuhalten.

Besonderheiten
Der Film verknüpft die Werwolf-Mythologie mit Pubertät, Sexualität und weiblicher Selbstfindung. Ein damals ungewöhnlicher Ansatz im Horror-Genre.

Einfluss
Feministische und Coming-of-Age-Perspektive. Kultstatus, besonders im Indie-Horror und bei feministischen Filmstudien.
[!] Prägend thematisch, weniger im Mainstream, aber sehr einflussreich im Genre-Diskurs.

  • Regie
    John Fawcett
  • Land / Jahr
    USA / 2000
  • Länge
    108 Min
  • Genre
    Body-Horror, Erwachsenwerden
  • Hauptbesetzung
    Emily Perkins, Katharine Isabelle, Kris Lemche, Mimi Rogers

In der Underworld-Reihe erscheinen die Lykaner als unterdrücktes Volk. Serien wie Teen Wolf oder True Blood zeigen Werwölfe als Figuren mit Loyalität und Identitätskonflikten. Selbst in Remakes wie The Wolfman (2010) bleibt der Werwolf ein tragischer Charakter.

The Wolfman

Der Schauspieler Lawrence Talbot kehrt im 19. Jahrhundert in sein Elternhaus zurück, um den Mord an seinem Bruder aufzuklären. Bei der Suche nach der Bestie wird er selbst von einem Werwolf gebissen und verwandelt sich fortan bei Vollmond. Während die Dorfbewohner ihn fürchten, versucht er, den Fluch zu verstehen und findet Trost bei Gwen Conliffe, der Verlobten seines Bruders.
Bald entdeckt Lawrence, dass sein eigener Vater Sir John Talbot seit Jahren Werwolf ist und ihn absichtlich ins Verderben gestürzt hat. Im finalen Kampf tötet Lawrence den Vater, bleibt jedoch selbst verflucht und endet tragisch.

Besonderheiten
Mit Benicio del Toro als Lawrence Talbot, Anthony Hopkins als Sir John Talbot und Emily Blunt als Gwen Conliffe setzte der Film auf hochkarätige Schauspieler, was für ein Horror-Remake ungewöhnlich war.

Einfluss
Der Film gilt eher als Versuch, die klassischen Universal-Monster ins 21. Jahrhundert zu holen. Er war Teil der Pläne für ein „Dark Universe“, die aber später gescheitert sind. In diesem Sinn ist er mehr eine Brücke als ein Einflussgeber.

  • Regie
    Joe Johnston
  • Land / Jahr
    USA / 2010
  • Länge
    103 Min
  • Genre
    Folk-Horror, Fantasy, Drama
  • Hauptbesetzung
    Emily Blunt, Benicio Del Toro, Anthony Hopkins, Simon Merrells

Wenn der Werwolf missverstanden wird

Oft wurde der Werwolf in der Popkultur auch missinterpretiert. Filme wie Van Helsing (2004) oder Cursed (2005) setzten ihn als platte CGI-Kreatur ein. Red Riding Hood (2011) ertrinkt im romantischen Kitsch, während The Howling II (1985) den Werwolf zur Karikatur verkommen lässt. Besonders deutlich zeigt die Twilight-Reihe, wie wenig vom eigentlichen Mythos übrigbleibt.

Doch es gibt auch positive Gegenbeispiele. Dog Soldiers (2002) etwa verband den Werwolf mit dem Kriegsfilm und setzte auf praktische Effekte und rohe Intensität. Damit bewies der Film, dass das Genre auch im Low-Budget-Bereich neue Impulse setzen kann.

Dog Soldiers

Eine Einheit britischer Soldaten wird für ein Manöver in die Highlands geschickt. Statt einer Routineübung finden sie ein verwüstetes Lager und einen schwer verletzten Offizier. Bald werden sie von übernatürlichen Kreaturen angegriffen und müssen sich in einem abgelegenen Landhaus verschanzen. Eingekesselt von Werwölfen kämpfen sie um ihr Leben, während sie entdecken, dass die Bedrohung näher mit ihnen verbunden ist, als sie ahnen.

Besonderheiten
Kombination von Survival-Horror und Militärfilm, was ihn von klassischen Werwolf-Filmen unterscheidet. Die Werwölfe wurden mit Kostümen, Masken und animatronischen Elementen realisiert. Kein CGI, sondern klassische Handarbeit.

Einfluss
Populär in Horror-Fankreisen, wichtig für den britischen Horror-Revival der 2000er. Zeigt, dass man mit kleinem Budget und handgemachten Effekten starke Spannung erzeugen kann.
[!] Nicht so prägend fürs Werwolf-Mythos, aber wichtig für modernen Indie-/Action-Horror. Kultfilm, aber kein globaler Trendsetter.

  • Regie
    Neil Marshall
  • Land / Jahr
    UK, USA / 2002
  • Länge
    105 Min
  • Genre
    Folk-Horror, Action
  • Hauptbesetzung
    Sean Pertwee, Kevin McKidd, Emma Cleasby, Liam Cunningham

Wie man Werwölfe tötet

Die bekannte Vorstellung, dass man Werwölfe nur mit Silberkugeln töten kann, stammt nicht aus einer alten, einheitlichen Tradition. Zwar gibt es in einzelnen europäischen Volksüberlieferungen Hinweise auf Silberknöpfe oder geerbtes Silber, das gegen übernatürliche Wesen wirken sollte. Die konkrete Verbindung von Silber und Kugeln wurde jedoch erst viel später durch Literatur und vor allem durch Filme wie The Wolf Man (1941) populär. Silber galt als reines, magisches Material, das böse Mächte bannen konnte, aber die Idee der Silberkugel ist vorwiegend ein Kind der Moderne.

In älteren Legenden gab es eine ganze Reihe anderer Methoden, Werwölfe zu töten oder zu bannen. Manche Geschichten berichten, dass man den geheimen Wolfspelz zerstören müsse, um die Verwandlung zu verhindern. Andere überliefern, dass ein Schlag ins Herz oder ins Gehirn nötig sei, während wiederum Verbrennen, Köpfen oder Ertränken in Flüssen als wirksam galt. In einigen Regionen galt reines Eisen als wirksames Schutzmittel, in anderen giftige Pflanzen wie Eisenhut oder Wolfswurz. Auch religiöse Rituale, geweihte Gegenstände oder Gebete spielten eine Rolle, besonders in katholischen Gegenden.
Die bekannte Vorstellung, dass man Werwölfe nur mit Silberkugeln töten kann, stammt nicht aus einer alten, einheitlichen Tradition. Sie wurde vor allem durch Filme wie The Wolf Man (1941) populär.

Diese Vielfalt zeigt, dass es nie die eine Waffe gegen Werwölfe gab. Jede Region entwickelte ihre eigenen Erklärungen und Abwehrmechanismen. Erst die moderne Popkultur hat die Silberkugel als universelles Symbol festgeschrieben.

Werwölfe in Literatur und Dichtung

Nicht nur in Mythen und Filmen, auch in der Literatur hat der Werwolf Spuren hinterlassen. Schon im 18. und 19. Jahrhundert wurde er zum Stoff für Romane und Gedichte. Christian August Vulpius, ein Zeitgenosse Goethes, schrieb 1797 den Schauerroman Der Werwolf, in dem er die Figur als grausames Ungeheuer darstellte.

Anders gelagert ist der Fall bei Hermann Löns, der 1910 den Roman Der Wehrwolf veröffentlichte. Dieser behandelt jedoch keinen eigentlichen Werwolf-Mythos, sondern schildert die bäuerliche Selbstverteidigung im Dreissigjährigen Krieg. Der Titel spielt mit der Lautähnlichkeit zu Werwolf, doch geht es eher um Heimatverbundenheit, Blut und Boden. Gerade deshalb eignete sich der Roman später für die nationalsozialistische Propaganda, die ihn zur Pflichtlektüre machte. Die klassische Figur des Werwolfs, wie man sie aus Mythen und Sagen kennt, tritt hier nicht auf.

Später, in der Horrorliteratur des 20. Jahrhunderts, kehrte die eigentliche Figur des Werwolfs zurück. Stephen King griff das Motiv in Das Jahr des Werwolfs auf und prägte es für ein modernes Publikum.

Werwölfe im Vergleich zu Vampiren

Während Vampire meist als elegant, verführerisch und kalkulierend beschrieben werden, steht der Werwolf für ungezähmte Kraft, Instinkt und Kontrollverlust. Beide Figuren repräsentieren Schattenseiten des Menschen, doch während der Vampir das Überlegene, Aristokratische verkörpert, ist der Werwolf ein Symbol des rohen, unkontrollierbaren Triebs.
Besonders deutlich wird dieser Gegensatz in der Underworld-Reihe. Während die Vampire als kalte Herrscher erscheinen, treten die Lykaner als unterdrücktes Volk auf. Im Prequel Underworld: Rise of the Lycans (2009) wird ihre Tragik erstmals ins Zentrum gerückt, und die Werwölfe erhalten eine eigene mythologische Tiefe.

Underworld: Rise of the Lycans

Der Film erzählt die Vorgeschichte der Underworld-Reihe. Lucian, der erste Lykaner, wächst als Sklave im Vampirclan von Viktor auf. Als er eine verbotene Liebesbeziehung mit Viktors Tochter Sonja eingeht, wird ihr Geheimnis aufgedeckt. Der Verrat führt zu einer Rebellion der unterdrückten Lykaner gegen ihre vampirischen Herren und entfacht einen Krieg, der über Generationen andauern soll.

Besonderheiten
Zum ersten Mal rücken die Werwölfe ins Zentrum der Handlung, nicht die Vampire. Der Film erklärt, wie sich aus den gefolterten, tierhaften Werwölfen die intelligenten Lykaner entwickelten, die später in der Reihe gegen die Vampire kämpfen.

Einfluss
Hat die Werwölfe in den Mainstream-Fantasy/Action-Kosmos gebracht. Stärker geprägt von Stylization (Gothic-Ästhetik, CGI, Franchise-Ansatz).
[!] Wichtiger Beitrag zur Popkultur-Präsenz von Werwölfen, aber eher als Teil einer Vampir-Werwolf-Saga.

  • Regie
    Patrick Tatopoulos
  • Land / Jahr
    USA / 2009
  • Länge
    92 Min
  • Genre
    Fantasy, Action
  • Hauptbesetzung
    Michael Sheen, Bill Nighy, Rhona Mitra

Der Werwolf in Videospielen

Auch in der Welt der Videospiele hat der Werwolf seinen Platz gefunden. In The Witcher-Reihe erscheint er als mächtiges Monster, das durch Flüche gebunden ist und sich nur unter bestimmten Bedingungen verwandelt. In Skyrim kann der Spieler selbst zum Werwolf werden und die rohe Gewalt der Gestalt am eigenen Körper erleben. Spiele wie Bloodborne nutzen das Motiv der Werbestie als groteskes Sinnbild einer Menschheit, die sich in Wahnsinn und Blutrausch verliert. Damit ist der Werwolf auch in digitalen Medien weiterhin ein Spiegel der Frage, wie weit der Mensch seiner eigenen Natur trauen darf.

Warum Werwölfe faszinieren

Werwölfe faszinieren uns, weil sie uns etwas über uns selbst erzählen. Sie sind keine fremden Dämonen, sondern unsere eigenen Schattenseiten. Sie zeigen, wie dünn die Schicht der Zivilisation ist und wie schnell der Mensch in rohe Gewalt zurückfallen kann.

Obwohl sie oft übermenschlich stark und widerstandsfähig dargestellt werden, sind Werwölfe im Gegensatz zu Vampiren nicht unsterblich. In der Folklore sterben sie wie gewöhnliche Menschen, auch wenn manche Legenden betonen, dass sie nur in ihrer Wolfsgestalt verwundet oder getötet werden können.
In moderner Fantasy besitzen sie manchmal eine schnelle Regeneration oder ein verlangsamtes Altern, doch ewiges Leben ist ihnen fremd. Einige moderne Werke biegen diese Regel allerdings zurecht. In der Underworld-Reihe sind die Lykaner nicht einfach verfluchte Menschen, sondern eine eigene Spezies, die wie die Vampire vom Unsterblichkeits-Virus abstammt. Dadurch altern sie praktisch nicht und können über Jahrhunderte existieren. Solche Abweichungen zeigen, wie flexibel der Mythos ist und wie stark die Popkultur eigene Gesetze für Werwölfe erschaffen hat.

Ausblick: Der Werwolf von morgen

Der Mythos des Werwolfs ist erstaunlich wandlungsfähig. Jede Generation hat ihn neu interpretiert, von der Strafe der Götter bis zur Metapher für Identitätskrisen. Es ist wahrscheinlich, dass zukünftige Darstellungen ihn noch stärker psychologisieren oder in neue Kontexte stellen, sei es in Streaming-Serien, die ihn als komplexen Antihelden zeigen, oder in modernen Horrorwellen, die wieder zur brutalen, archaischen Bestie zurückkehren. Sicher ist: Solange der Mensch mit seinen eigenen Trieben ringt, wird der Werwolf als Projektionsfläche weiterleben.

Quellenverzeichnis

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